ÖKOLOGIE UND NACHHALTIGKEIT AM KONKRETEN PROJEKT
Der VfL Sittensen bemüht sich in besonderer Weise, die neuen Kunstrasenfelder im geplanten Sport- und Begegnungspark in einer ökologisch vertretbaren Art und Weise zu planen, in ein Gesamtkonzept einzubetten und zu betreiben. Wie sind Ökologie und Nachhaltigkeit in Zusammenhang mit Kunstrasensystemen zu verstehen?
Klar ist, dass beim Sportplatzbau ökologische und sportliche Faktoren gegeneinander abgewogen werden müssen, denn die Schaffung moderner Sportanlagen bedeutet immer auch einen Eingriff in die Natur.
Im Zieldreieck von „Optimalen Sportbedingungen“, „Wirtschaftlichkeit“ und „Ökologie und Nachhaltigkeit“ gibt es naturgemäß stark divergierende Positionen. Die Diskussion über das Für und Wider von Kunstrasenplätzen wird nach unserer Wahrnehmung in der letzten Zeit vielfach undifferenziert und emotional, teils gar mit „alternativen Fakten“ geführt. Gerade etwa im Hinblick auf die als Risikofaktor angeführten abriebbedingten „Mikroplastikemissionen“ fehlt es zum Beispiel noch an einer wissenschaftlichen Fundierung. Die Fachdiskussion fußt bisher nur auf Schätzungen, Vermutungen und Berechnungsmodellen , Messungen tatsächlicher Einträge gibt es noch gar nicht. Auch gibt es nicht „den einen Kunstrasenplatz“, sondern ein breites Spektrum eingesetzter Materialien. Jegliche Studien, Informationen und Einschätzungen, die über Kunstrasenplätze im Umlauf sind, müssen also immer darauf geprüft werden, auf welche Bauart sie sich beziehen und für welche sie damit überhaupt gelten können.
Bei einer näheren Prüfung kommt man recht schnell zu der Erkenntnis, dass sich viele – durchaus zurecht geäußerte – Umweltbedenken auf Anlagenbauarten bzw. Materialien beziehen, die in Deutschland gar nicht oder nicht mehr verwendet werden. Heute erhältliche moderne Anlagenkonzeptionen und die in ihnen vielfach verwendeten umweltschonenderen Materialien müssen daher differenziert betrachtet werden, wenn eine fachlich fundierte Entscheidungsgrundlage für oder gegen den Bau einer modernen Kunstrasenanlage zu erarbeiten ist.
Als Sportverein sind wir angetreten, uns mit der komplexen Thematik gründlich und unvoreingenommen vertraut zu machen, um eine gut fundierte Entscheidung treffen zu können. Es galt zunächst, Fakten von Meinungen und Mythen zu trennen, d.h. einschlägige Studien zu sichten, Fachgespräche mit Sportstättenplanern, Verbänden und Behörden, Vereinen mit eigenen Kunstrasenplätzen sowie mit Herstellern zu führen. Ökologische Aspekte, wie etwa die Verwendung natürlicher oder nachwachsender Rohstoffe, hatten bei der Bewertung der verschiedenen Kunstrasentechnologien für uns einen hohen Stellenwert. So haben wir nach der unter ökologischen und Nachhaltigkeitsaspekten unserer Einschätzung nach besten Kunstrasenkonzeption gesucht und diese schließlich der Alternative des konventionellen Naturrasenplatzes gegenüber gestellt.
Als Ergebnis der Gesamtschau resultierte schließlich, dass die identifizierte Kunstrasen-Lösung sporttechnisch/nutzungsseitig weit überlegen, finanziell machbar und ökologisch vertretbar ist. Die vom VfL Sittensen präferierte Kunstrasentechnologie entspricht dem neuesten technischen Stand einer "sauberen" Bauweise mit Materialien, bei denen eine Emission umwelt- oder gesundheitsschädlicher Stoffe nach dem heutigen Wissensstand ausgeschlossen werden kann.
Der Aufbau eines Kunstrasenfeldes kann grob in fünft Komponenten unterteilt werden.
Schnittmodelle einer modernen und nachhaltigen Kunstrasenanlage.
Bildrechte und Urheberrechte liegen bei der Polytan GmbH, Burgheim
1. DER KUNSTRASEN
Die oberste, sichtbare Schicht, d.h. der eigentliche Spielbelag, besteht aus einem perforierten, besonders widerstandsfähigen Polyethylen -Gewebe, in das Kunststofffasern aus demselben Material eingearbeitet sind. Dieses Spezialgewebe ist gesundheitlich unbedenklich und widersteht den Anforderungen der Nutzung problemlos, ein Abrieb durch den Kontakt mit Sportschuhen kann bisher nicht nachgewiesen werden.
Der Kunstrasen in Sittensen wird mit vergleichsweise kurzen Kunststofffasern (künstlichen Grashalmen) ausgestattet, die - erstmals in Deutschland - aus nachwachsenden Rohstoffen (Zuckerrohr) hergestellt werden. Dieses Spezialgewebe stellt eine neue Generation von Geweben dar und reduziert den Bedarf an Einstreumaterial („Infill“) von früher 15kg/qm auf ca. 3kg/qm.
Der Spielbelag wird etwa alle 12 bis 15 Jahre ausgetauscht, da ab dieser Zeit mit Ermüdungen des Materials zu rechnen ist. Eine zertifizierte Entsorgung durch Fachfirmen ist gewährleistet.
2. DAS INFILL
Beim Infill handelt es sich um ein feinkörniges elastisches Material, das gleichmäßig in den Kunstrasenbelag eingestreut wird. Es dient zur Stabilisierung der Kunstrasenfasern, als Gewicht zur Beschwerung des Spielbelages sowie zum Kraftabbau von mechanischen Belastungen im Spielbetrieb. Zugleich soll es eine hohe Ballgeschwindigkeit fördern und das Verletzungsrisiko der Spieler (Hautabschürfungen oder Verbrennungen) minimieren.
Als Infill kann eine Vielzahl von Stoffen und Materialien verwendet werden, um die gewünschten sporttechnischen Eigenschaften zu erreichen. Einige dieser Materialien stehen im Hinblick auf Gesundheitsrisiken stark in der Kritik. Insofern ist beim Infill, in der Diskussion oft auch als "Granulat" bezeichnet, in der Tat aus ökologischer Sicht besondere Aufmerksamkeit geboten. So wird bis heute weltweit geschätzt auf etwa jedem zweiten Kunstrasenplatz sogenanntes SBR (Styrol Butadien Kautschuk)-Granulat als Infill eingesetzt. SBR ist billig und fällt in großen Mengen beim Recycling/Zerkleinern von alten Autoreifen an, enthält jedoch PAK-haltige Weichmacheröle. PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) gelten als krebserregend und dürfen in der EU seit 2009 in Reifen nur noch mit strengen Grenzwerten enthalten sein. Es ist insofern nicht auszuschließen, dass von PAK-belastetem SBR – selbst im Rahmen der geltenden Grenzwerte - beim Gummiabrieb eine gewisse Schadstoffbelastung ausgehen kann. Eine moderne und nachhaltige Bauweise verzichtet daher auf derartige Materialien im Infill, selbst wenn die gesetzlichen Grenzwerte für die in der Kritik stehenden Weichmacher-Bestandteile eingehalten werden. Längst gibt es – allerdings teurere – gesundheitlich unbedenkliche Alternativen zu SBR-Granulat wie etwa das zum Bau von Tartan-Bahnen verwendete EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) und natürliche Materialien wie Kork.
In Sittensen soll ein Gemisch aus Quarzsand und elastischem „Fusion GT“-Granulat zum Einsatz kommen. Letzteres ist ein neuartiges Granulat auf EPDM-Basis, bei dem natürliche Faserstoffe wie Hanf fest eingebunden sind. Diese verleihen dem Granulat neue Eigenschaften wie die Feuchtigkeitsspeicherfähigkeit. Der Verein verzichtet damit ganz bewusst darauf, beim Infill seiner Kunstrasenplätze das besonders in der Kritik stehende SBR-Granulat einzusetzen.
verschiedene ökologisch unbedenkliche Einstreu Granulate, welche in Sittensen verwendet werden.
Bildrechte und Urheberrechte liegen bei der Polytan GmbH, Burgheim
3. DIE ELASTIKSCHICHT
Bei der Elastikschicht handelt es sich um eine etwa 3 bis 5 cm starke elastische Schicht, auf die der Kunstrasenbelag ausgerollt wird. Sie dient in erster Linie zum gezielten Kraftabbau und besteht in der Regel aus recycelten Gummigranulaten und einem Polyurethan-Bindemittel. Diese Schicht hat eine Lebensdauer von 45 Jahren und kann danach recycelt werden.
4. DIE TRAGSCHICHT
Sie stellt das Fundament und ein Planum für die daraufliegenden Schichten dar und besteht aus einer mineralischen Schottertragschicht. Sie gilt als ökologisch unbedenklich.
5. DER BAUGRUND UND DIE ENTWÄSSERUNG
Im Baugrund, der aus mineralischen Materialien besteht, wird die Drainage verlegt, über die die horizontale Entwässerung der Anlage erfolgt. Die Drainageanlage wird mit hochmodernen Substratfilteranlagen verbunden, um eventuell mitgenommene Mikroplastikpartikel beim Durchspülen mit Regenwasser zu herauszufiltern,. Das Oberflächen- und Regenwasser wird in den Substratfilteranlagen sorgsam gereinigt, bevor es in die Rückhaltebecken gelangt. Substratfiltersysteme finden u.a. im Straßenbau Verwendung, sind bisher aber noch nicht in Kunstrasenanlagen eingesetzt worden. Die Kunstrasenanlage des VfL Sittensen ist damit in dieser Hinsicht technologisch die erste Anlage in Deutschland, mit der ein Eintrag von Mikroplastikabrieb in das Grundwasser verhindert werden kann.
Alle eingesetzten Materialien - vom Einbau in die Sportplatzfläche, bis zum späteren Recycling einzelner Bestandteile - werden geprüft und zertifiziert behandelt.
Insgesamt lässt sich damit feststellen, dass der VfL Sittensen den technologisch wohl fortschrittlichsten und ökologisch verträglichsten Kunstrasen bekommen wird, den es am Markt gibt. Dies zeigt den Willen des Vereins für einen verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit unserer Natur.
LED FLUTLICHTANLAGE
Sowohl die C-Kampfbahn, als auch das Multifunktionsfeld werden mit modernen und besonders stromsparenden LED-Flutlichtanlagen ausgestattet, damit der Sport auch in der Zeit ohne Sonne weiterbetrieben werden kann. Diese Anlagen sind besonders flackerfrei und darüber hinaus auch noch insektenfreundlich, d.h. sie werden nicht so stark von Insekten angeflogen, wie herkommliche Systeme. Das ist momentan die ressourcenschonendste Möglichkeit einen Sportplatz auszuleuchten.
Diese Installation wird durch eine nationale Klimaschutzinitiative der Bundesregierung als CO2 Einsparmaßnahme gefördert.
Hochmoderne und besonders energiesparende LED Flutlichtanlage.
Bildrechte und Urheberrechte liegen bei AAA-LUX, Eindhoven, Niederlande